Im Jahre 1907 lebte und wirtschaftete in Neundorf auf der Frankenbräu-Gaststätte ein Pächter mit Namen
Steffen.
Dieser Gastwirt hatte zwei junge und hübsche Töchter. Deshalb war die Gaststätte unter anderem ein
Anziehungspunkt für viele junge Männer des Ortes und der näheren Umgebung.
Unter diesen befand sich auch Max Höhn, ein junger Lehrer aus Hassenberg.
Um die häufigen Wirtshausbesuche zu rechtfertigen, kam man auf die Idee einen Verein zu gründen.
Da das Singen zu dieser Zeit einen sehr hohen Stellenwert besaß, lag die Gründung eines Gesangvereins
sehr nahe.
Es fanden sich auch gleich einige junge sangesfreudige Männer bereit und sie legten das Versprechen ab,
durch fortgesetzte, regelmäßige Übungsstunden, sowie öffentliche Auftritte den Gesang zu hegen und zu
pflegen.
Daneben sollte der Gesang das Mittel eines edlen und geselligen Vergnügens sein.
Damit war der Grundstein für den Gesangverein Neundorf gelegt und es galt diese junge Gemeinschaft zu einem
starken und rührigen Verein zu formen.
Dass dies gelang zeigte sich bereits 20 Jahre später. Der Verein beging sein 20-jähriges Stiftungsfest mit
Fahnenweihe und Preissingen.
Diese Vereinsfahne hat bis heute die Jahre überdauert und präsentiert sich allen Gästen im Originalzustand.
Im Anschluss an dieses Stiftungsfest erfolgte die Anmeldung zum Fränkischen Sängerbund.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges erfolgte im Jahr 1948 die Wiedergründung des Vereins.
Neben dem Männerchor gründete sich Anfang der 50iger Jahre auch ein gemischter Chor.
"Ein Fest der Lieder an der Zonengrenze" überschrieb die Presse ihren Bericht über das 50 jährige Sängerfest
im Jahr 1957.
55 Vereine stellten sich den Preisrichtern Hans Sternberg und Erich Eichler zum sängerischen Wettstreit.
Nach diesem gelungenen Fest folgte eine stetige Aufwärtsentwicklung des Vereins.
Es bildete sich eine Theatergruppe und eine Schuhplattlergruppe. Leitung Die Schuhplattler, geführt und
trainiert von Josef Kreuzer, besaß im weiten Umkreis einen guten Ruf.
Unter der Leitung der beiden Brüder Arno und Walter Knoch erlebten die beiden Chöre einen bemerkenswerten
Aufschwung.
Auch die Geselligkeit hatte schon immer einen hohen Stellenwert in Neundorf.
Neben vielen geselligen Veranstaltungen war wohl die Wiedergründung des Neundorfer Kellerfestes, welches
schon im 19. Jahrhundert am Felsenkeller der Brauerei seinen Ursprung hatte und Jahrzehnte lang in
Vergessenheit geraten war, ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins.
Mit dem Jubiläumsfest zum 75-jährigen Bestehen im Jahr 1982 erlebte Neundorf einen weiteren Höhepunkt der
Vereinsgeschichte.
Ein großes Chorkonzert im Weißen Saal im Wasserschloss Mitwitz bildete den Auftakt zu den
Jubiläumsfeierlichkeiten.
Daran schloss sich dann das große Sängerfest mit Wertungs- und Freundschaftssingen, Festzug und
Unterhaltungsprogramm an.
25 Chöre stellten sich den Wertungsrichtern Prof. Karl Haus, Franz Möckl, Helmut Henze und Rudolf Potyra.
1985 legte Ehrenchorleiter Arno Knoch aus gesundheitlichen Gründen den Dirigentenstab aus der Hand und
sein Bruder Walter übernahm die beiden Chöre des Vereins.
In diesem Jahr erfolgte auch erstmals ein Auftritt der Neundorfer Stubenmusik im Rahmen der Weihnachtsfeier.
Schriftlich festgehalten sind die Mitwirkenden: Walter Knoch (Klavier), Arno Knoch (Melodica), Grete
Mittmann und Loni Bauersachs (Zither), Werner Knoch (Gitarre) und Jürgen Stauch (Geige).
Der Stubenmusik folgte dann im Jahr 1987 der Neundorfer Dreigesang nach.
Viele Konzerte im Mitwitzer Wasserschloss und in der Kirche waren Höhepunkte im musikalischen Schaffen
der 80iger und 90iger Jahre.
Einen Höhepunkt ganz besonderer Art bildete kurz nach der Grenzöffnung der Besuch des Sängerfestes in
Hönbach bei Sonneberg am 16. Juni 1990.
War es doch das erste mal seit dem Krieg, das wieder ein Sängerfestbesuch in Thüringen möglich war.
Episode am Rande: Da noch zwei Währungen existierten, konnte in DM und Mark der DDR bezahlt werden. Der
Liter Bier kostete 5 Mark, egal mit welcher Währung. Gut waren die dran, die noch Ostgeld zum günstigen
Tauschkurs dabei hatten.
Gravierende Veränderungen ergaben sich mit der Schließung unseres Vereinslokals.
Einige Jahre konnten wir noch die Räumlichkeiten in Eigenregie nutzen, aber im Jahr 1999 mussten wir in
die Räume der ehemaligen Schule umziehen.
Zwischenzeitlich konnte Chorleiter Walter Knoch auf 35jährige Chorleitertätigkeit zurückblicken. An seinem
60. Geburtstag wurde ihm aus Dankbarkeit und Anerkennung die Ernennungsurkunde zum Ehrenchorleiter
überreicht.
Im Rahmen der Dorferneuerung gelang es im Haus der Bäuerin Gemeinschaftsräume für die Vereine und die
Dorfbevölkerung zu schaffen.
Der Umzug in diese neuen Räume erfolgte am 24. Mai 2003.
Im Jahr 2007 konnten wir unser 100 jähriges Jubiläum feiern. Das Jubiläumsjahr umfasste einen Festabend,
100 Jahre Steinachtalsängertreffen auf dem Dorfplatz und zum Abschluss ein Weihnachtskonzert in der
Mitwitzer Jakobskirche.
Anlässlich dieses Jubiläums fand am 25. März 2007 in Niedernberg bei Aschaffenburg die Verleihung der
Zelterplakette durch den damaligen bayrischen Kultusminister Dr. Thomas Goppel statt. Diese Auszeichnung
für 100 Jahre ununterbrochene musikalische Tätigkeit nahm eine Abordnung des Jubelvereins mit dem
Ehrenvorsitzenden des Gesangvereins Neundorf Friedrich Slovig und Ehrenchorleiter Walter Knoch an der
Spitze mit Freude in Empfang.
Auch nach über 100 Jahren wird in Neundorf die Tradition des Chorsingens mit einem gemischten Chor und
einem Männerchor weiterhin aufrecht erhalten und gepflegt.
Friedrich Slovig im November 2014